In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen folgen hier seit Anfang März 2023 Gedanken und Denkanstöße zu Fragen der Rechtschreibung, Interpunktion etc.

Herzlich Willkommen

Häufig wird man wo mit „Herzlich Willkommen!“ empfangen. Das Problem hierbei: Die meisten freuen sich darüber wahrscheinlich ungemein, hat man allerdings regelmäßig mit Rechtschreibung zu tun, dann stört das große W doch ziemlich. Es gibt das großgeschriebene Willkommen, etwa in „Sie haben ihr ein herzliches Willkommen“ bereitet oder „Das war ein eher frostiges Willkommen“, aber ohne Artikel (das/ein) gibt es nur „Herzlich willkommen!“ mit kleinem w.

– 30.03.2023 von oliver

„infiszieren“

Eklatant auffällig war im Zusammenhang mit der Coronaimpfung das Vorkommen von infiszieren, häufig in ablehnenden Aussagen zu den verschiedenen Impfstoffen, mit denen eine Infiszierung zu Anfang verhindert werden sollte. Doch egal, ob geimpft oder ungeimpft: Infizierung/Infektion bzw. infizieren ist die korrekte Schreibweise.

– 22.03.2023 von oliver

Soweit es mich so weit trägt

Selbstverständlich gibt es das Wort soweit – seines Zeichens eine Konjunktion –, jedoch viel seltener, als es einem viele Verfasser und Redakteure von News, Blogs, Zeitungen etc. weismachen wollen. Das liegt vor allem daran, dass Sätze wie „Es ist soweit“ oder „Soweit, so gut“ sehr häufig verwendet werden. Das Problem hierbei: Das ist falsch! Soweit kommt fast ausschließlich nur in Aussagen wie „Soweit ich weiß“ vor. In nahezu allen anderen Fällen wird so weit auseinandergeschrieben, etwa „Ich bin so weit“, „So weit geht es mir gut“ und eben auch „Es ist so weit“ bzw. „So weit, so gut!“

– 16.03.2023 von oliver

Nachdenklich und wohlschmeckend

Die Verwendung sogenannter Partikel wie beispielsweise „Mhm“ und „Mhmm“ kann manchmal verwirrend sein. Während Mhm meist Nachdenklichkeit ausdrückt oder gegebenenfalls sogar Skepsis, steht Mhmm für „schmeckt gut“ oder das in Österreich immer häufiger verwendete deutsche Wort „lecker“.
Partikel selbst werden übrigens im Bereich der Grammatik einer bestimmten Klasse von Funktionswörtern, nämlich der Gruppe der Interjektionen, zugeordnet. Diese drücken oftmals eine Empfindung oder eine Bewertungs- bzw. Willenshaltung aus, können jedoch je nach Situation und Intonation in unterschiedlichster Weise interpretiert werden. Ihnen gemein ist allerdings, dass sie alle notwendig sind, um Emotionen sowie Situationen aus hauptsächlich mündlich gesprochener Sprache schriftlich zu intensivieren.

– 11.03.2023 von oliver

„injezieren“

Relativ häufig musste man seit den ersten Impfstoffzulassungen das Wort injezieren lesen. Wahrscheinlich leiten viele dieses Verb vom Nomen Injektion ab -> injezieren – einzig richtige Schreibweise ist allerdings injizieren. Ähnlich verhält es sich auch mit Projektion -> projezieren – eindeutig richtig ist jedoch auch hier projizieren.

– 06.03.2023 von oliver

„Das Angusauge“

Vor Kurzem habe ich zwei Kinder darüber reden gehört. Kind A meinte zu Kind B, das habe damit zu tun, dass die Angusrinder so große Augen haben, daher müsse es Angusauge heißen. Ein kleiner Buchstabe macht also hier wieder einmal den Unterschied.
Und dennoch ist die Schlussfolgerung gar nicht so falsch, denn es gilt inzwischen als gesichert, dass das Wort Argusauge auf die griechische Mythologie zurückgeht. Argos Panoptes (der Allessehende) hatte am ganzen Körper Augen und wurde von Hera, der Gattin von Zeus, beauftragt, eine von Zeus' Geliebten namens Io zu bewachen, damit es zu keinen weiteren Seitensprüngen kommen könne. Zeus hatte Io zwar zuvor in eine Kuh verwandelt, um seine Affäre geheim zu halten, Hera kam ihm jedoch auf die Schliche. Zeus schickte daraufhin Hermes los, der Argos tötete – den Job als Aufpasser konnte er demnach nicht zufriedenstellend erledigen, aber sein Name ist wohl auf ewig damit verbunden, etwas unaufhörlich oder unermüdlich zu beobachten bzw. etwas nicht aus den Augen zu lassen.

– 01.03.2023 von oliver